In Nepal war der Hinduismus bis zur Entmachtung des Königs 2006 Staatsreligion. Als Ursprung der traditionellen Kultur beeinflusst er das Leben im Kastenwesen bis heute. In der nepalesischen Gesellschaft gelten Frauen während der Menstruation, nach der Geburt oder nach dem Tod des Ehemanns als "unberührbar", müssen außerhalb der Gemeinschaft leben. Frauen dürfen nichts erben, keinen Besitz erwerben. Für viele amtliche Vorgänge brauchen sie einen männlichen Vormund. Männer und Frauen sind scheinbar nur auf dem Papier gleichberechtigt. Das schwere Erdbeben im Frühjahr 2015 hat die Situation für Nepals Frauen noch verschärft. Welche Rolle spielt der Hinduismus bei der gesellschaftlichen Benachteiligung des weiblichen Geschlechts? Dem geht Dorothea Brummerloh in den Evangelischen Perspektiven nach.
Nepal ist ein Land der Extreme. Es reicht von den gewaltigen eisbedeckten Gipfeln des Himalayas im Norden bis hinunter in die tropischen Niederungen des Terai an der Südgrenze zu Indien. Doch auch das Bildungssystem im Land kennt extreme Unterschiede. Die Analphabetenrate liegt bei 40 Prozent. Rund eine halbe Million Kinder hat noch nie eine Schule besucht. Dabei ist Bildung der einzige Weg aus der Armut, mit der vor allem die Landbevölkerung zu kämpfen hat. Doch den Armen bleiben nur die öffentlichen Schulen, in denen man kaum etwas lernen kann. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder in die privaten Schulen in der Stadt. Hier dürfen die Schüler sogar von einem Job im Ausland träumen. Eine Reportage aus einem Land, in das Einkommen die Bildungschancen vorgibt."