Wenn junge Erwachsene mit Behinderung ihre Kinderärzt*innen verlassen müssen
Früher sind Kinder mit Behinderung oder schweren Erkrankungen oft vor dem 18. Lebensjahr verstorben. Dank medizinischem Fortschritt hat sich das geändert. Doch der 18. Geburtstag bedeutet den Abschied von vertrauten Kinderärzt*innen. Ca. 10 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit speziellen Versorgungsbedarf sind in Deutschland betroffen.
Vor dem Gesetz werden volljährige Menschen mit Behinderung wie gesunde Erwachsene behandelt; auch wenn ihr Entwicklungsstand dem eines Kleinkindes entspricht. Häufig sind Menschen mit chronischen Krankheiten und schweren Behinderungen von Geburt an in medizinischer Behandlung. Zwischen den Mediziner*innen und Kindern entsteht im Laufe der Jahre eine Beziehung, die mit der Volljährig enden muss. Den Übergang von der Pädiatrie in die Erwachsenenmedizin nennen Fachleute „Transition“. In diesem schwierigen Prozess treffen viele Familien auf Probleme.
Die Transition als Problem (mp3)
Über das Leben von Geschwistern behinderten Kinder
Die Beziehung zwischen Geschwistern, von dem ein Kind eine Behinderung hat, ist oft innig. Gesunde Geschwister müssen aber auch mit Verantwortung und weniger Zuneigung der Eltern klarkommen. Und auch im Erwachsenenalter stellen sich viele Fragen.
Leben von Geschwistern behinderten Kinder
Warum das Betreuungsrecht reformiert werden muss
Rechtliche Betreuer unterstützen Menschen, die nicht oder nicht mehr allein klarkommen. Sie regeln die Finanzen, organisieren die medizinische Versorgung, kommunizieren mit Behörden oder bestimmen, ob Betreute im Heim oder in den eigenen vier Wänden wohnen. Rund 1,3 Millionen Menschen leben unter rechtlicher Betreuung. Eine verantwortungsvolle, häufig eine schwierige Aufgabe. Angehörige, ehrenamtliche Helfer oder Berufsbetreuer übernehmen sie. Doch einiges liegt dabei im Argen. Es fehlen qualifizierte Betreuer, viele Arbeitsstunden bleiben unbezahlt, Betreute fühlen sich bevormundet. Experten fordern daher seit langem die Reform des Betreuungsrechtes. Es geht um mehr Selbstbestimmung und eine bessere Betreuung. Der politische Reform-Prozess zieht sich hin.
Warum das Betreuungsrecht reformiert werden muss (mp3)
Geschlechtertrennung in der Schule? Wie passt das in die Zeit von Inklusion, Diversität und Gleichberechtigung? Mädchenschulen – mehrheitlich in konfessioneller Trägerschaft – verzeichnen jedenfalls eine hohe Nachfrage. Und bevor Corona das Bildungssystem unter Druck setzte, regte die Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig, an, es mal mit getrenntem Unterricht für Jungen und Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern zu probieren. Eltern, die ihre Töchter auf Mädchenschulen schicken, setzen oft auf Tradition und den guten Ruf der Schulen, auf eine bessere Atmosphäre und weniger Gewalt. Hier traut man den Mädchen mehr zu, lautet ein weiteres Argument. Wie sinnvoll ist die Trennung der Geschlechter? Was kann Monoedukation was Koedukation nicht kann – und warum? Was sagen Jugendliche, Pädagogen, Forscherinnen und Absolventinnen?
Mädchenschulen: Besser lernen ohne Jungs? (mp3)
Mehreren hundert Frauen und Männern wurden in der DDR die Kinder weggenommen: weil sie als „Staatsfeinde“ galten, als arbeitsscheu oder weil ihre Lebensweise dem SED-Regime nicht passte. Manche von ihnen suchen bis heute nach ihren Kindern.
Zwangsadoptionen in der DDR (mp3)
Junge zu Pflegende und die Grenzen des Pflegesystems (DLF, Das Feature)
Ein schwerer Verkehrsunfall 2009 ändert alles in Renés Leben. Dank des medizinischen Fortschritts überlebt er das schwere Schädel-Hirn-Trauma. Der Unfall macht aus einem gesunden Motorrad-Fan einen Pflegefall. Heime, die sich um Menschen wie ihn kümmern, gibt es kaum.
So wie dem damals 43-Jährigen ergeht es rund 470.000 Menschen jährlich in Deutschland, die durch Unfall, Schlaganfall, Hirnblutung, Tumor, Krankheiten oder Vergiftungen einen Hirnschaden erleiden. Noch vor 15 Jahren wären viele daran gestorben. Gut 70.000 von ihnen bleiben nach der Behandlung dauerhaft auf Unterstützung angewiesen.
„Normale“ Pflegeheime, wo Kastanienmännchen gebastelt oder „Hoch auf dem gelben Wagen“ gesungen wird, sind auf sie nicht eingestellt. Die Ruhe, das Ambiente, das Radio, das Volksmusik dudelt, sind für jüngere Pflegebedürftige, die am Abend vielleicht auch mal bei Bier und Zigarette zusammensitzen und Popmusik hören wollen, ein Graus. Mehr noch: länger schlafen, genaue Vorstellungen über tägliche Körperpflege, Haarstyling etc. sind im bestehenden Pflegesystem nicht vorgesehen. Und spezielle Angebote gibt es nur wenige.
Vom Leben nach dem Überleben (mp3)
Etwa 15 Mal im Jahr geht der Durchschnittsdeutsche zum Arzt – mehr als in jedem anderen Land. Und bekommt selten, was er braucht: ein ruhiges Gespräch. Dafür jede Menge Pillen, Röntgen, Ultraschall, EKG. Nebenwirkungen inklusive.
In den Krankenhäusern sieht es nicht anders aus: Kein Fachgebiet kann sich dem Verdacht entziehen, zu viel des Guten zu tun. Die Zahl der stationären Operationen ist von 2007 bis 2017 von knapp 40 auf über 60 Millionen geklettert. 200.000 künstliche Hüftgelenke werden pro Jahr eingesetzt, 185.000 Herzoperationen durchgeführt, 900.000 Herzkatheder gelegt. Teure Apparate und OP-Säle müssen schließlich ausgelastet werden.
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland haben 2017 erstmals die Marke von einer Milliarde Euro pro Tag überschritten. Fehlanreize lassen alle Akteure durchs Gesundheitssystem hetzen. Eine Bestandsaufnahme.
Übertherapie. Ursachen und Folgen (mp3)
Laut BGB haben Kinder gegenüber ihren Eltern Anspruch auf Unterhalt, umgekehrt ist es genauso. Das ist normal. Die Eltern haben gegeben, also gibt man gern zurück. Was aber, wenn sich die Eltern nie gekümmert haben? Wenn die Mutter Alkoholikerin war oder der Vater geschlagen hat?
Deutschland wird alt: Lag vor 150 Jahren die Lebenserwartung noch bei 40 Jahren, werden Frauen heute durchschnittlich 83, Männer 78 Jahre alt. Mit der alternden Gesellschaft wächst auch der Bedarf an Heim- und Pflegeplätzen: Studien prognostizieren, dass der Anteil der Pflegebedürftigen, die in ein Heim müssen, 2020 bei 37,4 Prozent liegen wird. Schon heute kostet diese Pflege im Jahr insgesamt mehr als 20 Milliarden Euro.
Jeder sechste der Betroffenen kann sich die Pflege nicht leisten. Dann springt der Staat ein. Doch dieses System stößt an Grenzen, die Pflegeversicherung reicht nicht aus. Und so prüfen Sozialämter, ob zahlungsfähige Kinder die Kosten übernehmen können. Ob sie wollen, werden sie nicht gefragt.
Alptraum Elternunterhalt: Wenn Kinder für Rabeneltern haften müssen (mp3)
Homöopathie auf dem Prüfstand
Die medizinische Versorgung in Deutschland ist heute besser als je zuvor. Trotzdem wächst die Skepsis gegenüber der Schulmedizin, der seelenlosen Apparatemedizin. Viele Patienten suchen ihr Heil in der Homöopathie. Dabei scheinen auch kritische Menschen jegliche Bedenken zu vergessen und glauben an den heilenden Geist des Wassers.
Die von Samuel Hahnemann im 18. Jahrhundert entwickelte Homöopathie setzte Methoden wie Aderlass und Brechkuren eine milde Behandlung entgegen. Der Arzt starb, bevor Robert Koch die Mikrobiologie und das Verständnis für Infektionskrankheiten entwickelte.
Da die Wirksamkeit von Homöopathika naturwissenschaftlich nicht belegt ist, müssen sie in den USA Warnhinweise tragen. In Deutschland hingegen sind sie zugelassen. Obwohl viele Forscher belegen, dass homöopathische Mittel nicht besser als Placebos wirken, erstatten die meisten Krankenkassen die Kosten dafür. Medizin ist nicht nur Wissenschaft, sondern auch Heilkunst. Das Dossier fragt: Gehört die Homöopathie dazu?
DLF Eine Frage des Glaubens (mp3)
Ärzte als Sterbehelfer?
Mitte November wird der Bundestag über eine Neuregelung der Sterbehilfe entscheiden. Dabei geht es vor allem um die Rolle der Ärzte. Die vier fraktionsübergreifenden Gesetzentwürfe der Abgeordneten reichen vom völligen Verbot der Sterbehilfe bis hin zur ausdrücklichen Erlaubnis für den Arzt, schwerstkranken Patienten Beihilfe zum Suizid zu leisten. Es ist eine Gewissensentscheidung – nicht nur für die Abgeordneten. Denn selbst wenn Ärztinnen und Ärzte dadurch Rechtssicherheit haben sollten, ist vielen nicht wohl bei dem Gedanken, Herr über Leben und Tod zu sein. Wie stehen sie zu ihrer zukünftigen Aufgabe, das Leiden nicht nur zu lindern, sondern auf Wunsch auch zu beenden?